Einen Monat so leben, dass kein Plastikmüll produziert wird – darum ging es uns letzten Monat. Warum? Weil Plastik gesundheitsschädigend und umweltzerstörend ist – jedenfalls teilweise. Betroffen ist vor allem biegsames und weiches Plastik und Plastik, welches riecht – dazu gehören vor allem Plastikverpackungen und -tüten. Doch Plastik ist nicht per se schlecht. Ohne Plastik würde die Menschheit nicht da sein, wo sie gerade steht! Zu so gut wie jedem Sport gehört Plastik, ob Skifahren/Snowboarden, Joggen, Fahrradfahren, Fußballspielen, Tennisspielen, Klettern, Wandern oder Schwimmen… Plastik hat unser Leben um ein Vielfaches vereinfacht und wahrscheinlich sogar verbessert. Kein Verkehrsmittel, ob Auto, Flugzeug, Fahrrad oder Zug kommt ohne Plastik aus, eine Vielzahl an Kleidung besteht aus Plastik, vor allem Funktionskleidung, die beim Sport so angenehm ist. Kein elektronisches Gerät existiert ohne Plastik – was wäre die Welt ohne Fernseher, Radio, Computer, Handy, Spülmaschine, Toaster, Herd und Kühlschrank?
Uns ging es deswegen auch nicht darum, kein Plastik mehr zu benutzen, sondern um die Vermeidung von Plastikmüll. Analysiert man seinen Plastikmülleimer einmal, erkennt man schnell, dass in der Regel ca. 90% des Inhalts aus Verpackungen und Tüten bestehen.
Ist es uns nun gelungen, diesen Anteil auf Null zu senken? Wie ist es uns generell während unseres plastikmüllfreien Monats ergangen? Wie schwer ist es tatsächlich, auf Plastik (vor allem Verpackungen) im alltäglichen Leben zu verzichten? Und wie geht es jetzt weiter?
Schnell haben wir festgestellt, dass man viele Dinge tatsächlich nicht benötigt. Im Bad z.B. haben wir lediglich unsere Zahnpasta, ggf. Zahnseide und das Benutzen eines Rasierers vermisst – nicht mal Toilettenpapier fehlte uns wirklich, denn unseren Ersatz haben wir schnell zu schätzen gelernt. Für alles andere haben wir gute Alternativen gefunden bzw. vieles einfach weggelassen. Die tausend Schönheits- und Pflegeprodukte, die uns die Industrie als so unglaublich wichtig anpreist, benötigt man schlichtweg nicht, ganz im Gegenteil, es schadet uns und der Natur. Ein gutes Beispiel sind die vielen Peeling-Produkte, die Mikro-Plastikkügelchen beinhalten und somit die Umwelt massiv schädigen (hier eine Liste vom BUND, welche Produkte davon betroffen sind) oder auch gesundheitsschädigende Kosmetika, die Krebs und andere Krankheiten verursachen können. Der BUND hat dafür eine App herausgebracht, die den Kosmetika-Check durchführt: Tox Fox.
In der Küche ging es uns auch sehr gut ohne Plastik, bis auf Gewürze und Öle, die haben wir tatsächlich vermisst und so erlebten wir am ersten Tag nach unserem plastikmüllfreien Monat anhand einer Prise Pfeffer und ein bisschen Zitronengras ein wahres Gewürz-Geschmackserlebnis. Ansonsten war unsere Ernährung nicht die Vielfältigste, dafür aber extrem gesund, schon allein weil wir – bis auf ab und zu eine heiße Schokolade – komplett auf Süßigkeiten verzichten mussten. Auch mussten wir zwangsläufig auf qualitativ höherwertige Produkte zurückgreifen (da man nur die plastikfrei – meist auf dem Markt – kaufen kann), was unsere Geschmacksnerven soverwöhnt hat, dass es für uns keinen Weg mehr zurück gibt, da viele abgepackte Nahrungsmittel oft fad und langweilig schmecken. Natürlich zahlt man mehr für mehr Qualität, aber es lohnt sich auch oft und man kann die Mehrausgaben mit dem Kochen von zutatenärmeren Gerichten ausbügeln bzw. manchmal einfach weniger benutzen. Hinzu kommt, dass man ja auf andere Dinge verzichtet und so unglaublich viel Geld spart – dies kann dann gut in bessere, gesündere und umweltverträglichere Produkte investiert werden. Wir Deutschen geben ja eh extrem wenig Geld für unsere Nahrungsmittel aus, wobei sie doch so wichtig für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden sind. Die Betonung LEBENS-Mittel ist sehr passend, denn es betont die Bedeutung unserer Nahrungsmittel für den Erhalt unseres Lebens sehr gut.
Leider ist es uns nicht ganz gelungen, keinen Plastikmüll zu produzieren. Von einigen „Fehlschlägen“ haben wir schon berichtet, das meiste ging tatsächlich von Geschenken aus, die wir bekommen haben. Auch waren wir ab und zu kurz davor, doch Öl oder Pfeffer etc. zu benutzen, vor allem weil die Sachen ja im Haus waren. Aber wir konnten uns immer gerade so zurückhalten! 🙂
Wie schnell sich das eigene Bewusstsein verändern kann, haben wir am eigenen Leib erfahren. So sind wir mittlerweile schon sehr auf dem „Anti-Plastik-Trip“ – überall sehen wir das durchsichtige Gift, gerade wenn man einkaufen geht, kann man nicht anders, als in die Körbe der anderen Einkäufer zu schauen und zu denken „man, kauft ihr viel Gift ein – tut das mal lieber nicht“. Interessant ist, dass wir vor kurzem auch noch keinen besonderen Wert auf plastikfreie Produkte gelegt haben. Klar, die Bananen haben wir schon lange nicht mehr in eine extra Tüte gepackt, aber wo es sich nicht offensichtlich vermeiden ließ, haben wir auch gar nicht erst nach Alternativen gesucht. Obwohl es oft doch so einfach ist! Umdenken muss also gar nicht lange dauern.
Wie geht es jetzt weiter? Unser neu gewonnenes Lebensgefühl und den Genuss von leckeren (plastikfreien) Lebensmitteln wollen wir beibehalten, wenn auch nicht mehr so strikt wie im letzten Monat. Aus diesem Grund haben wir erst mal unseren Gewürz- und Vorratsschrank aufgeräumt und einen großen Teil an Plastik rausgeworfen. Klar, das bedeutete erst mal einen Haufen Müll, aber die Produkte waren ja schon da. Langfristig wird man viele in Plastik verpackte Produkte bei uns nicht mehr finden. Im Prinzip ist unsere neue Strategie einfach – Alternativen kaufen, wo es welche gibt und bei allem anderen, sich fragen, ob der Kauf des Produktes für einen selbst oder für die Gesundheit wichtig ist und wenn ja, es kaufen und wenn nein, es einfach weglassen.
Prinzipiell geht es weder darum, Plastik zu verteufeln, noch es heilig zu sprechen. Auch viele Alternativen (s. Bericht über Aluminium) sind in höherer Dosis bedenklich und sollten nicht gedankenlos zum Einsatz kommen. Insgesamt geht es darum, über sein Konsumverhalten nachzudenken und sich die Frage zu stellen: WAS benötige ich WIRKLICH? Auf was kann und will ich verzichten und was möchte ich jetzt haben oder benutzen? Schnell merkt man, dass vieles was wir tagtäglich konsumieren nicht notwendig ist – es macht uns weder glücklicher noch unglücklicher, es trägt nicht zu unserem Wohlbefinden bei, noch fehlt es uns, wenn wir es nicht haben! Und genau diese Erkenntnis ist die größte, die wir aus unserem plastikmüllfreien Monat mitnehmen können. Ein Bewusstsein für unseren Konsum sowie das Nachdenken über die langfristige Konsequenz für die Natur, die Tierwelt und natürlich die Menschheit.
Jeder sollte sich selbst folgende Frage stellen und für sich eine Antwort finden:
Wie möchte ich leben und was möchte ich hinterlassen?